Universität Stuttgart: Rapid Growth Materials
Biobasiert

»Rapid Growth Materials« sind myzelbasierte Biokomposite, die aus landwirtschaftlichen Abfällen und Pilzmyzel (v. a. Ganoderma lucidum) bestehen. Die Verbundwerkstoffe sind leicht, formbar, biologisch abbaubar und besitzen gute Dämm- und Akustikeigenschaften. Sie werden aktuell im FuMaLab an der Universität Stuttgart erforscht und entwickelt.
Das Material ist hergestellt aus
- 80–95 Prozent lignozellulosehaltige Fasern aus landwirtschaftlichen Abfällen
- 5–20 Prozent Myzel als Bindemittel
- Bisher verwendet: Stroh, Hanfschäben, Holzspäne, Sägemehl, Papierabfälle, Biogasnebenprodukte
Produktionsprozess
- Sterilisation der Fasern im Autoklaven
- Beimpfung mit Myzel unter Reinraumbedingungen
- Kultivierung in Filterbeuteln bei kontrollierter Temperatur
- Formgebung in wiederverwendbaren Formen oder durch freies Wachstum
- Verfahren: 3D-Druck, textile Schalungen, gießbare Myzelpaste, lost-form-Technik
- Zusammenarbeit mit lokalen Pilzzüchtern bei Großprojekten
Anwendung
- Innenausbau: Akustikplatten, Trennwände, Decken
- Design & Möbel: Theken, Podeste, Sessel, Tische
- Szenografie: temporäre Strukturen mit geringem Gewicht
- Beispielprojekt: Flight into Shadow – 600 Module als raumklimatisch wirksame Installation in Venedig (Biennale 2025)
Umweltauswirkungen
- Klimapositiv: bis zu -39,5 kg CO₂eq/m³ als CO₂-Senke
- Biologisch abbaubar, kein Mikroplastik
- Zero Waste: Substrate sind organische Reststoffe
- Potenzial zur urbanen Kühlung: geringe Wärmeleitfähigkeit und Wärmespeicherkapazität
Gesundheit
- Geeignet für Innenräume
- Brandklasse B1 (EN13501) durch Beschichtung möglich
- Keine bekannten schädlichen Emissionen bei fertigem Material
- Frei von toxischen Bindemitteln oder synthetischen Harzen
Kontakt
Eliza Biala – Leiterin des »Rapid Growth«-Myzel-Labors im FuMaLab
FuMaLab – Future Material Laboratory
Institut für Baukonstruktion, Bautechnologie und Entwerfen (IBK2)
Materialgeschichten
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